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Missgeschick eines Influencers auf den Balearen

Die Tourismusbranche auf den Balearen sieht sich zunehmend mit negativen Auswirkungen des sogenannten „Selfie-Tourismus“ konfrontiert. Laut einem Sprecher des Tourismusministeriums der Balearen hat die Werbestrategie in den sozialen Medien den gegenteiligen Effekt erzielt, als erhofft, und wirkt sich kontraproduktiv auf die Bemühungen der Regierung aus, den Tourismus zu regulieren. Besonders betroffen sind einige der malerischsten Orte der Inseln Mallorca, Ibiza und Menorca, darunter die kleine Bucht Calo des Moro, die für ihre Schönheit bekannt ist.

Überfüllte Strände und lokale Maßnahmen

Calo des Moro, ein beliebter Ort mit Kapazitäten für rund hundert Personen, wurde zum Ziel von massiven Besucherströmen, nachdem ein Influencer seine Follower dazu aufgerufen hatte, die Bucht zu besuchen. Dies führte dazu, dass täglich Tausende von Touristen und eine Vielzahl von Fahrzeugen die Bucht überrannten. Die Bürgermeisterin von Santanyí, Maria Pons, äußerte auf einer Pressekonferenz im Juni 2024 ihre Besorgnis über die Situation und forderte Medien sowie Reiseveranstalter auf, nicht mehr über den Standort zu berichten. In Reaktion auf die Überfüllung hat die örtliche Behörde sämtliche Bilder der Bucht von ihrer Website entfernt.

Ähnliche Maßnahmen wurden in Es Vedra auf Ibiza ergriffen, wo der Zugang zu einem beliebten Aussichtspunkt aufgrund von Beschwerden über Menschenmengen und Müll gesperrt wurde. Diese Entwicklungen verdeutlichen die wachsende Unzufriedenheit unter den Anwohnern, die sich zunehmend durch den Massentourismus belastet fühlen.

Wachsende Unzufriedenheit unter den Einheimischen

Eine Umfrage des Vereins Fundament, die Anfang April 2024 veröffentlicht wurde, zeigt, dass 59 Prozent der Befragten auf Mallorca den Massentourismus ablehnen. Im vergangenen Jahr gingen Tausende von Menschen in Palma de Mallorca auf die Straßen, um gegen die negativen Auswirkungen des Tourismus zu protestieren. Geplant ist eine weitere Großdemonstration für Mitte Juni, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Zudem veröffentlichten sieben mallorquinische Organisationen im März einen Brandbrief, in dem sie Touristen aufforderten, die Insel zu meiden. In dem offenen Brief wurde betont, dass Mallorca nicht das Paradies sei, das es zu sein scheine, und dass die Insel zunehmend überfüllt sei. Die wachsende Frustration der Einheimischen wird zudem durch die wirtschaftlichen Herausforderungen verstärkt: Laut amtlichen Angaben ist jeder fünfte Bewohner der Balearen von Armut bedroht.

Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus und neue Gesetze

Trotz der Herausforderungen hat der Tourismus für Spanien und die Balearen eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Auf Mallorca macht die Branche rund 45 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Allerdings gehen mit dem massiven Tourismusanstieg auch Probleme einher, darunter steigende Lebenshaltungskosten, Lärm und Umweltschäden. Die Immobilienpreise auf den Balearen sind in den letzten zehn Jahren um etwa 158 Prozent gestiegen, was die Situation für die einheimische Bevölkerung weiter verschärft.

Um der Problematik Herr zu werden, hat die spanische Regierung neue Gesetze für Kurzzeitvermietungen erlassen, die seit Jahresbeginn in Kraft sind. Trotz dieser Maßnahmen wird für 2024 ein weiterer Anstieg der Besucherzahlen auf den Balearen erwartet. Prognosen zufolge könnten die Inseln in diesem Jahr erstmals die Marke von 20 Millionen Touristen überschreiten, was die Herausforderungen für die lokale Bevölkerung und die Umwelt zusätzlich verstärken wird.

Quelle: https://orf.at/stories/3394387/

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